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König von Deutschland

König von Deutschland

Willkommen auf meinem Blog! Die Pinnwand einer FB-Freundin hat mich auf die Idee gebracht selbst auch einen Blog zu erstellen um Euch so noch besser an meinen Gedanken über Gott und die Welt und an den Ereignissen in meinem Leben teilhaben zu lassen. Jeden Sonntag, Mittwoch und Freitag, sowie (wenn möglich) einmal im Monat an einem Samstag werde ich einen neuen Artikel schreiben. Hoffe auf reges Interesse und wünsche Euch viel Spaß beim lesen. Bin sehr gespannt auf Eure Kommentare.


Die eigenen Grenzen erkennen

Veröffentlicht von frank-b-fischer auf 6. Januar 2013, 18:25pm

Kategorien: #Tansania

Am Freitag, 17.08.2012 verließen wir in den frühen Morgenstunden das Diakoniezentrum in Tandala und machten uns auf den Weg aus ca. 1800m Höhe ins Tal hinunter. Unser Ziel: der Nyasasee, besser bekannt auch als der Malawisee, wo wir das Wochenende verbringen würden.

Unsere Gruppe hatte sich geteilt. Fünf legten die Strecke zusammen mit Einheimischen Führern zu Fuß zurück. Sechs bestiegen einen Land Cruiser und ließen sich zusammen mit dem gesamten Gepäck auf der Straße chauffieren.

Der Fußweg war schmal und steil, die Wanderung hinab deshalb schwierig und anstrengend. Da ich meine Fähigkeiten hierfür gut einschätzen kann und weiß, dass ich bereits in heimatlichen Regionen auf der Schwäbischen Alb damit große Probleme habe auf ähnlichen Pfaden bergab zu gelangen habe ich mich bereits vor unserer Abreise in Deutschland entschieden diesen Marsch nicht mitzumachen sondern die einfachere und bequemere Variante auf motorisierten vier Rädern zu wählen.

Tansania-712.jpgDie Fahrt dauerte über 7 Stunden und verlief am Anfang und am Ende auf ähnlichen Straßen, wie ich sie bereits in meinem ersten Bericht über Tansania beschrieben habe (Die Straßen unseres Lebens). Zum Glück war die Straße zwischendurch aber auch ein längeres Stück relativ frisch geteert.

Trotzdem war das Ganze eine gnadenlose Tortour. Den Platz im Auto mussten wir uns mit 2-3 Einheimischen sowie Teilen unserem Gepäcks teilen. Man(n) hatte absolut keine Bewegungsfreiheit. Je länger die Fahrt andauerte desto mehr schmerzte nicht nur mein Gesäß, sondern auch meine Knie, die ich ständig extrem angewinkelt halten musste, taten mir immer mehr weh. Bei den 2-3 Pausen, die wir zwischendurch machten, war ich recht froh auszusteigen und mich endlich wieder bewegen zu können.

Als wir dann unten im Tal entlang fuhren und noch ca. 60 Minuten Fahrzeit von unserem Ziel entfernt waren, Tansania 330erblickten wir rein zufällig am Straßenrand unsere Wanderer. Unser Wagen hielt an, und weil ich die Nase von der unbequemen Fahrt so langsam gestrichen voll hatte, entschied ich mich nach Rücksprache mit unseren Reiseleiterinnen den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen und die andere Hälfte unserer Gruppe bis zu unserem Ziel zu begleiten.

Unser Weg führte uns von da an 2-3 Stunden in der Ebene immer geradeaus. Anfangs noch im Schatten von bzw. unter großen Bäumen hindurch. Doch die letzten Kilometer ging es unter freiem Himmel fast schutzlos der heißen Sonneneinstrahlung ausgesetzt, die in Äquatornähe besonders intensiv ist bis zum Malawisee. Die kleine Gruppe zog sich mehr und mehr auseinander und die Strecke gefühlmäßig immer mehr in die Länge.

Endlich am Ziel angekommen war ich körperlich mindestens genauso fertig wie meine anderen Begleiter, die den ganzen Weg von Tandala an gewandert waren. Deshalb war ich mit diesem Tag und mit dem, was er mir geboten hatte, voll und ganz zufrieden.

Was mich dieses Erlebnis lehrt?

Viele Menschen wollen viel zu schnell viel zu viel erreichen im Leben. Wollen um jeden Preis (ohne Rücksicht auf Verluste) möglichst früh (in jungen Jahren) einen möglichst großen Erfolg erringen. Größtenteils wird das in unserer Gesellschaft auch gefordert und erwartet. Beruf/Kariere, Verein/Gesellschaft, Kinder/Familie allem will bzw. soll man gleichermaßen gerecht werden.

Doch immer mehr Menschen müssen erleben, dass sie auf ihrem Weg nach oben scheitern, dass sie mit den Anforderungen, die das Leben an sie stellt, irgendwann nicht mehr zurecht kommen. Sie verfallen in Depressionen, erleiden das Burnout-Syndrom oder andere psychosomatische Krankheiten. Sie greifen zu Drogen oder anderen "leistungsfördernden" Substanzen. Manche schaffen es auch absolut gar nicht mehr weiter und begehen Suizid. Die Zahl der gescheiterten Existenzen in unserem Land nimmt immer mehr zu.

Prominente Namen aus der Sportszene (Christoph Daum, Robert Enke, Ralf Rangnick) und dem Musikgeschäft (Elvis Presley, Mariah Carey, Withney Houston) stehen mit ihrem bekannten Schicksal stellvertretend für eine weitaus größere Zahl von unbekannten Menschen, die mit den gleichen Folgen zu kämpfen haben.

Jesus gibt einmal folgende sehr nachdenklichen Worte von sich:

"Wer ist aber unter euch, der einen Turm bauen will, und sitzt nicht zuvor und überschlägt die Kosten, ob er' s habe hinauszuführen? Auf dass nicht, wo er den Grund gelegt hat und kann' s nicht hinausführen, alle, die es sehen, fangen an sein zu spotten und sagen: Dieser Mensch hub an zu bauen und kann' s nicht hinausführen! Oder welcher König will sich begeben in einen Streit wider einen andern König und sitzt nicht zuvor und ratschlagt, ob er könnte mit zehntausend begegnen dem, der über ihn kommt mit zwanzigtausend? Wo nicht, so schickt er Botschaft, wenn jener noch ferne ist, und bittet um Frieden." (Lukas 14, 28-32)

Deshalb frage ich: Ist es für einen Menschen gut und wünschenswert so vieles und v.a. alles zur gleichen Zeit anzustreben? Wenn ich sehe, mit was für Herausforderungen ich selbst (noch) kämpfe und welche Schwierigkeiten andere bewältigen müssen, die jünger sind und dabei bereits mehr erreicht haben als ich dann bin ich heute ganz froh die eine oder andere Hürde noch vor mir zu haben und sie evtl. etwas besser vorbereitet, als mancher bereits gescheiterte Altersgenosse bewältigen zu dürfen.

Auch wenn man den Erfolg etwas erreicht und geschafft zu haben nicht hat, wenn man sich z. B. einen Weg nur mit dem PKW fahren lässt, als eine Strecke selbständig auf eigenen Füßen zurückzulegen, ist das deshalb noch lange kein Grund zu resignieren. Die eigenen Grenzen zu erkennen und sie akzeptieren zu können ist auch ein Segen, es bewahrt uns vor zu frühem Scheitern. Außerdem verschont es uns davor, in jungen Jahren zu viel Verantwortung übernehmen zu müssen. Denn diese bringt jeder Segen, jede Gabe, die uns von Gott geschenkt wird, auch mit sich.

Und für alle die wie ich gerade dabei sind die Mitte ihres Lebens zu erreichen und evtl. mit dem was sie bisher vom Leben abbekommen haben nicht zufrieden sind möchte ich noch folgende Ermutigung weitergeben: Wir haben immerhin noch die zweite Hälfte unseres Lebens vor uns. Diese wartet mit ihren eigenen Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, mit neuen Gaben und Segnungen, die uns zuteilwerden könnten und mit weiteren Erlebnissen und Erfahrungen, die wir machen dürfen, noch auf uns.

An unserer Vergangenheit können wir nichts mehr ändern. Wenn wir uns dafür entscheiden, die Dinge, die wir ändern können, zu ändern und die Möglichkeiten, die sich uns bieten zu nutzen – so, wie ich ausgestiegen bin, um die letzte Strecke zum Malawiesee zu laufen – dann können wir am Ende mit dem Verlauf unseres Leben sicher auch zufrieden werden.

 

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